Psalms 51

Text: Psalm 51,1-19 Der 51. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids, vorzusingen, da der Prophet Nathan zu ihm kam, als er war zu Bathseba eingegangen. Genugsame Anzeige, bei welcher Gelegenheit und in welcher Absicht dieser Psalm gemacht worden. Nämlich, nach dem David geraume Zeit bis über die Niederkunft Bathseba hinaus, seine Sünden nicht besonders empfunden, sondern sich so mit den nächsten Beredungen darüber abgeschweigt haben mag, so mußte ihm erst über Nathans bedächtlichen Vortrag die Sünde überaus sündig gemacht, und er zu tieferer Erkenntnis und Bekenntnis derselbigen gebracht werden, worunter die Gnade aber auch eine andere Kur zu Stande gebracht hat, als wenn es beim ersten Vertuschen und Vergessen geblieben wäre. Das Gewissen kann einem oft über etwas mit Schmerzen bluten, wenn man aber nicht mit redlicher Lust zur Wahrheit dazu tut; so kann es auch wieder nachlassen, und der Schmerz kann sich legen. Aber das ist noch kein Kennzeichen der gründlichen Heilung. Ein tödlicher Brand legt die Schmerzen auch, aber heilt den Menschen nicht. Darum muß die heilsame Gnade bei solchen Schäden noch anders zugreifen, wie sie da bei David getan, der zuerst durch Nathans Wort angegriffen worden, unter dem Kummer aber, wie aus dem 6. und 32. Psalm abzunehmen, auch in äußerliche Krankheit und Schwachheit geraten ist, unter Allem aber seine Zuflucht zu der Barmherzigkeit und rettenden Gerechtigkeit GOttes genommen, und damit auch Andere nach ihm die Wege GOttes gelehrt hat. Im Psalmen kann man so zu sagen einen vierfachen Anlauf bemerken, den David im Gebet nimmt. Zuerst faßt er die Güte und Menge der Erbarmungen GOttes als seinen ersten Halt in seiner Sünden=Not, und sucht dabei Gnade, und aus Gnade das Tilgen seiner Sünden, unter Vorstellung der innigsten Beweggründe, V.3-8. Dieser erste Gebets=Anlauf wird im 7. und 8. Vers durch eine gar demütige Appellation an die Gerechtigkeit GOttes unterstützt, daß ihn doch GOtt als einen von der Sünde überfallenen und ohne all' sein Denken von ihr überwältigten armen Menschen nicht wegwerfen, sondern ihm heraushelfen und die fremde Macht, die von den ersten Anfängen der Zeugung her über ihm sei, doch dämpfen wolle. Hiezu hat er aus dem die Hoffnung gefaßt, daß GOtt Lust habe zur Wahrheit, und ihn daher in dem Verborgenen seines inwendigen Menschen die Weisheit werde wissen lassen: wie zwar die Sünde sich von der Zeugung und Empfängnis an so fest gesetzt, so weit und tief eingefressen habe; wie aber auch GOtt seine Kur dagegen eben so tief und gründlich bei dem Menschen anfange. Er legt durch seine göttliche Zeugung die Wahrheit und die Lust zur Wahrheit eben so tief, und läßt es sich gefallen, wenn daraus wieder eine wahrhaftige Lust zur ersten Unschuld erwächst. O! wie tut es so wohl, wenn uns GOtt die Weisheit, die Er zu unserem Heil, zu unserer gründlichen Hilfe aus der Sünde verordnet hat, einsehen läßt. Aus Wahrheit und Weisheit entsteht in der Seele eine solche reine Wollust, die aller Lust des Leibes weit vorzuziehen ist. O! was ist es besonders jetzt beim Licht des Evangeliums, das große Geheimnis: GOtt ist geoffenbart im Fleische, bedenken, und das darin liegende große Heil gegen der eingedrungenen Sünde abwägen, und über dem beschämt sein des tiefen Anklebens der Sünde, doch die Hoffnung fassen können, des Heils so innig und lebendig teilhaftig zu werden, als tief die Sünde eingefressen hat. 3) Er hält umständlicher und freimütiger um die ganze Hilfe GOttes aus der Sünde an, auch um Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung vor neuen Versuchungen, Unterstützung runter aller Not, die sich darüber im Inneren und Äußeren erheben könnte usw. V.9-15. Der Erhörung dieser Bitte hat David treulich genossen, als ihn nachgehends bei der Flucht vor Absalom die über diesen Handel ihm auferlegte Zucht getroffen hat, und er doch so großen Frieden und Freudigkeit seines Geistes darunter beweisen konnte, als die Geschichte, insonderheit auch der 3. Psalm ausweist; auch ist das Ärgernis, von welchem Nathan sagt: Du hast die Feinde des HErrn mit dieser Geschichte lästern gemacht, welches freilich noch heutigen Tages in so mancher spöttischen Erzählung des Lebens Davids fortgetrieben wird, dadurch wieder ersetzt worden, daß nun im Gegenteil auch schon manche arme Sünder aus diesem Hergang wieder Zuversicht zu GOttes Erbarmen gefaßt, und die Wege des HErrn daraus gelernt haben, an deren Wiederaufrichtung ohne Zweifel mehr gelegen ist, als an den Spöttern, die sich mutwillig den Kopf verstoßen, und überhaupt in den Wegen GOttes nicht wandeln, sondern darein fallen wollen. 4) Er hält auch um Mäßigung der ihm auferlegten Zucht an, und bittet, daß GOtt sein geängstetes Herz nicht verschmähen; wolle, V.16-1 9. 5) Aus zarter Sorge für die Ehre GOttes und das Wohl seines Volkes bittet er, daß es doch das Volk und die eingerichteten guten Anstalten nicht möchten zu entgelten haben, und GOtt um dieser Sünden willen sein Wohlgefallen und seinen Segen nicht abwenden wolle, V.20.
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